This picture actually shows Johannsmeier with an early model at a press conference in Fall 2002 where Thuringian Minister President Berhard Vogel introduced the project.

The following is the complete text of the article which ran alongside the picture above.

DIE ZEIT

27/2003

Denkmal

California Dreaming

Eine Stadt versucht, sich zu freuen: Ein Millionär aus dem Silicon Valley will in Jena den Opfern des Kommunismus ein Denkmal setzen

Von Christoph Dieckmann

Am Anfang war der Mann: ein Mann der Tat. Ich setze meine Ideen durch, so sprach der Mann. Ich bin Bergsteiger, ich weiß, dass man durchhalten muss. Meine Mentalität ist die eines Silicon-Valley- Unternehmers. Ich hätte auch als Künstler Karriere machen können. Zum Dilettanten will man mich degradieren – ich kenne jedes Museum der Welt. Ich bin Kosmopolit. Ich male seit 30 Jahren. Ich habe das Talent. Ich bin sehr erfinderisch. Ich habe auch Skulpturen gemacht. Wir brauchen hier in Jena eine lichte Skulptur, die kommt aus Kalifornien. Ich habe Licht.

Herr Johannsmeier! Sind Sie es?

Er hat Licht. Ein jungenhafter Senior flaniert durch Jenas Unterlauengasse, in der Hand ein Erdbeereis. Schaut herüber, lächelt strahlend, tritt herzu. Erfährt unser Begehr: ein Gespräch. Fragt, wie wir über sein Denkmal zu schreiben gedächten. Vermittelnd? Da könnten wir reden, morgen, beim Frühstück im Hotel. Und sehn wir uns nachher zur Grundsteinlegung?

Diese Geschichte spielt um den 17. Juni 2003. Wann sie endet, ist nicht abzusehen. Begonnen hat sie 1955, mit der Inhaftierung des Jenensers Karl Heinz Johannsmeier. Der reiste damals, 29 Jahre alt und Feinmechaniker bei Zeiss, mit dem Motorrad nach Frankfurt am Main. Auf dem Rückweg trug er 100 Westmark bei sich, wurde an der Grenze festgehalten, stundenlang verhört und ins Stasi-Gefängnis Gera überführt. Man eröffnete ihm, einer Anklage wegen Spionage könne er entgehen, falls er bereit sei, seine Zeiss-Kollegen auszuforschen. Zum Schein ging Johannsmeier darauf ein. Er kam frei, ließ seine Braut gen Westen reisen und wollte ihr folgen. Er gelangte bis Ostberlin. In der Stalinallee kaufte er rasch noch ein Zeiss-Fernglas, wobei er den Ausweis vorlegen musste. Ein Jenenser, der in Berlin Zeiss-Produkte erwarb, wirkte wenig heimkehrwillig. Die Stasi griff abermals zu. Wegen Fluchtversuchs, Boykott der DDR und Verstoßes gegen das Gesetz zum innerdeutschen Handel erhielt Johannsmeier sechs Jahre Zuchthaus. Drei saß er ab, in Waldheim und Torgau. 1958 wurde er entlassen und türmte unverzüglich nach Westen. 1960 ging er in die USA.

„Es geht um Freiheit, Licht und Luft und schöne Architektur“

Das Lebensbuch des Karl Heinz Johannsmeier ist 1998 erschienen (Neun Leben sind nicht genug. Mein Weg vom Stasi-Häftling zum Erfolgsunternehmer in Silicon Valley. Lichtenberg Verlag, München). Das Werk erinnert bisweilen an Karl May und Wolfgang Leonhard; auch Rosamunde Pilcher lugt hervor, denn der Autor ist ein Frauenfreund. Alt-Jena ersteht, die Kindheit. Der Vater, Bohemien, hat eine Geliebte; die erschießt er, dazu ihre halbe Verwandtschaft, und richtet am Ende sich selbst. Karl Heinz wächst bei der Oma auf. Der Krieg kommt, Jena sinkt in Trümmer. Die Bombenangst, der allgegenwärtige Tod, der Frieden, die Amerikaner, dann die sowjetische Besatzungsmacht, der Neubeginn, der 17. Juni, das Zuchthaus – Johannsmeier entsinnt sich mit der Herzenskraft des Auswanderers, der seine alte Heimat bei sich sich trägt. Die Neue Welt hat nicht auf ihn gewartet, doch am Ende einer beispielhaften Selfmademan-Karriere steht ein mikroelektronisches Exempel des amerikanischen Traums: vom Immigranten zum Millionär.

Da kommt ein Brief aus Deutschland, im Dezember 2001. Johannsmeier erfährt, er erhalte 18600 Mark Haftentschädigung und dass dies die letzte Zahlung für erlittenes DDR-Unrecht sei. Weder braucht Johannsmeier das Geld, noch gefällt ihm die Abschlussformel, die nach Schlussstrich und Vergessen klingt. Da, die Idee! Ein Denkmal will er schaffen und es Jena schenken: Den Opfern der kommunistischen Diktatur. Wie viele gibt es denn? Johannsmeier erkundigt sich: etwa 400000. Dann entwirft er sein Memorial: zwei Wachtürme, dazwischen eine stacheldrahtbekrönte Mauer, darauf die Namen, wie beim Washingtoner Vietnam-Memorial. Der Schöpfer, wiewohl von seiner Frau gelobt, bemerkt selbst die Monstrosität der Kreation, plant um, zeichnet und zeichnet, baut Modelle, holt sich Rat bei Stanley Saitowitz, der das Bostoner Holocaust-Memorial geschaffen hat. In Jena findet Johannsmeier offene Ohren. Der Stadtrat ist auf seiner Seite, allen voran OB Röhlinger (FDP). Wann kriegt man schon mal was geschenkt. Der Rat beschließt: Das Johannsmeiersche Denkmal wird gebaut, vor der Rückfront des Rathauses, am Eichplatz. Dort kommt täglich ein Drittel der hunderttausend Jenenser vorbei. Zentraler geht's nicht.

Der Entwurf hat sich inzwischen sehr verändert. Nun ragen vier Stelen, die größte viereinhalb Meter; ursprünglich wünschte Johannsmeier doppelte Höhe. Er findet, zu Jena passe Glas. Es symbolisiere die aufgebrochene Mauer und weise in die Zukunft. Im Boden (farbiger Asphalt) leuchten die Worte Freiheit, Menschenwürde, Wahrhaftigkeit, Zivilcourage. Ein Wasserband lässt an viel Gutes denken. Die Stelen sollen 400000 Namen tragen, aber codiert, nicht in Klartext, aus Datenschutzgründen. Überhaupt bringt der Begriff Opfer Probleme. Sind nicht zum Beispiel Bürgerrechtler Sieger der Geschichte? Und wer zählt? Gewiss die politischen Gefangenen, die Toten. Johannsmeier würde am liebsten auch der drei Millionen Flüchtlinge und Republikauswanderer gedenken. Prekär ist die Phase 1945 bis 1949, die Klientel von 122000 Häftlingen, die in sowjetischen Speziallagern saßen und dort zu Abertausenden verreckten – Nazis wie unschuldig Inhaftierte. Täter wurden Opfer und umgekehrt. Massenhaft hat die Geschichte beider deutscher Diktaturen Doppelbiografien produziert. Und was geschieht, wenn ein Erinnern das andere frisst? Man denkt an Torgau, ans Fort Zinna, wo über 1000 Wehrmachtsdeserteure ermordet wurden. An sie erinnert nicht die kleinste Tafel, doch ein großes Kreuz mit Blumenareal ehrt die Opfer des Stalinismus und der Waldheim-Prozesse, inbegriffen etliche Mörder des Nazisystems.

Was meinen Sie denn zum geplanten Denkmal für die Opfer der kommunistischen Diktatur?

Ich bin, sagt die Bäckersfrau, eijentlich ein Mensch, der sich von allem enthält.

Warum ist das so?

Weeßch nich. Na gut, sollnses bauen.

Dass es entsteht, find ich gut, sagt die Frau am Blumenstand. Wir haben ja gar nicht richtig gewusst, was damals mit den Leuten gemacht wurde…

Erschossen!, ruft der Blumenhändler. Erschossen sogar!

…konnt man sich gar nicht richtig vorstellen. Aber nun wirkt's ä bissl wie Generalabrechnung. Und der Spender soll ja, ich sag's mal knallhart, nicht gerade von Kunst beleckt sein.

Ich find's klasse, voll korrekt, spricht die Dame mit dem Hündchen. Und wenn 'ne Tafel zur Erklärung dran hängt, ist die Gestaltung völlig zweitrangig.

Rasch bauen, sagt die nächste Passantin. Gar nicht lange diskutieren, sonst wird's Mist. Das ist nicht nur meine persönliche Meinung, mein Mann denkt genauso.

Der Arbeiter im Schlosseranzug sagt: Gedenken, freilich, aber ob's nun hier so mitten drinne sein muss, bisschen unanjemessen. Nazizeit und DDR-Jeschichte, da gibt's ja doch Unterschiede in den Größenordnungen. An den Nazis kranken wir ja eigentlich noch mehr bis heute zu als an der DDR.

Aber die DDR hat man am eigenen Leibe erspürt, sagt die alte Frau. Ihr Mann: Ich hab den 17. Juni mitgemacht.

Ich find's 'n bisschen überzogen, ich würd's schlichter machen, sagt der beschlipste Herr. Jena kann nicht für alle sprechen. Jede Stadt sollte ihr eigenes Denkmal haben.

Und dass der Stifter auch der Künstler ist?

Cool, sagt die Studentin. Find ich innovativ.

Problematisch, sagt der Student.

Es hätte einen Wettbewerb geben müssen, sagt die Suhlerin. Viele Künstler in den neuen Ländern fühlen sich nicht mehr gebraucht, da gab's so viele Selbstmorde nach der Wende.

Ein Weib, solariumsgebräunt, entringt sich den lange entbehrten Ruf: Die Wessis sind alle Verbrecher! Alle! Wejen den 17. Juni, da ziehnse sich jetzt hoch, die ham uns damals nich jeholfen und bei de Mauer nich und jetzte widder nich und werfen uns noch vor, dasse nich mehr Lebeschön machen könn' über ihre Verhältnisse, weilse den Osten dazujekricht hamm. Solche Verbrecher, nänänä!

Kein Befragter kannte Johannsmeiers Entwurf. Wir sitzen in der Neuen Bibliothek am Fürstengraben, beim Colloquium zur Denkmalsfrage. Wäre Johannsmeier hier, er hörte Herbes. Wortführer der Kritik ist Volkhard Knigge, als Direktor der Gedenkstätte Buchenwald ein Spezialist für Erinnerungssprachen. Dieses Denkmal, urteilt Knigge, will zu viel und leistet zu wenig. Seine Ästhetik ist banal und voller Widersprüche; teils konterkariert es sich selbst. Stelen stehen für Totengedenken, das ist etwas ganz anderes als eine durchbrochene Mauer, die der Protestbewegung ihre Reverenz erweist. Und Glas scheint mir denkbar ungeeignet, Eingesperrtsein zu symbolisieren. Ach, es geht ja auch noch um Freiheit, Demokratie, Licht und Luft und schöne Architektur. Als Gemisch wird das ein gnadenloser Unsinn. Ich verstehe Herrn Johannsmeier, ich kenne sein Buch, doch privatsprachliches Erinnern ergibt kein funktionierendes Denkmal im öffentlichen Raum.

Der Berliner Architekt Wolfgang Rüppel verordnet Johannsmeier 50 Jahre Formrückstand und zitiert Adorno: Kunst wende sich von der Gesellschaft ab und wirke gerade deshalb wieder auf sie ein. Wo ist die Provokation?, ruft der Bürgerrechtler und Maler Frank Rub. Das Memorial dieses dilettierenden Stifters tauge ebenso als Industriedenkmal fürs Glasmuseum Schott und passe als Dekor in jede Einkaufsmeile. Wohlfeil und eilfertig tue die Stadt, als habe sie bei der Geschichtsbewältigung die Nase vorn.

Johannsmeiers Verteidiger haben es schwer. Stadtrat Albrecht Schröter nennt den Entwurf einen Begegnungsort von Erinnerung und Ausblick. Wo Wasser fließe, könnten Kinder spielen, und von den Opferverbänden komme nur Zustimmung. Stadtrat Jürgen Haschke von der Birthler-Behörde: Wenn bis zum 50. Jahrestag des 17. Juni der Grundstein nicht liegt, wird gar nichts mehr passieren. Stadtrat Matias Mieth begrüßt das Denkmal, aber die Bildsprache sei Holocaust-Gedenken und passe höchstens nach Moskau, für ein Gulag-Memorial, nicht in die DDR, wo andere Arten der Biografiezerstörung üblich gewesen seien als der Mord. Nochmals Knigge, betrübt: Keine Ausschreibung, keine öffentliche Diskussion – ausgerechnet bei diesem Thema sei das Procedere getragen von einem Mangel an demokratischer Kultur. – Oh nein, spricht Bürgermeister Christoph Schwind, der demokratische Souverän habe entschieden: der Rat der Stadt. Außerdem sähen alle Denkmäler, die er kenne, ähnlich aus, abgehoben vom eigentlichen Anlass, und überdies erinnnere sich jeder Mensch verschieden. Knigge, nun sehr leidend: Es gibt ein bestimmtes Niveau. Dieses Denkmal wird an der Latte aller Denkmalsgeschichten, -debatten und -traditionen gemessen. Wenn Sie dann drunter durchspringen – Ihre Verantwortung.

Es kommt der 17. Juni. Am späten Nachmittag wird Oberbürgermeister Röhlinger den Grundstein legen. Vormittags ist Straßenumbenennung. Mit Kranz und einem Fähnlein freiheitlicher Bürger zieht Röhlinger zum Eck Am Steiger/Humboldtstraße, gegenüber der alten Untersuchungshaftanstalt. Die Jenaer Anteilnahme ist unauffällig. Passanten-Dialog: Wo wollen die 'n hin? – Beerdigung, siehste doch. – Röhlinger platziert den Kranz am Straßenmast. An der Schnur, sagt er, muss auch ein Opfer ziehen. Zweihändig bedient, zupft die Schnur ein Tütchen vom neuen Schild: Straße des 17. Juni.

Im Rathaus. Feierstunde, kurz vor fünf. Der Saal ist wohlbesetzt. Vorn harrt das Denkmalsmodell seiner Enthüllung. Hinter den Ehrengästen sammelt sich verdächtiges Jungvolk. Die kleine Hanna Borchardt fiedelt Bach. OB Röhlinger mahnt, das Denkmal dürfe nicht auch Nazis ehren. Stifter Johannsmeier redet sehr bewegt: Mutig sei sein Werk, ein Freiheitsdenkmal, denn ohne Freiheit könne der Leuchtturm Jena nicht leuchten. Nie wieder und nirgends Unfreiheit! Da schreit es von hinten: Yankee go home!

Jetzt spricht Dieter Althaus, Thüringens neuer Ministerpräsident: Jenas Widerstandsgeschichte. Jürgen Fuchs, Matthias Domaschk, Flamme der Freiheit. 1953, Ungarn 1956, 1968 Prag, 1980 Polen – immer, sagt Althaus, belehrten Panzer über den Charakter des Kommunismus. Die Opfer machen deutlich, dass diese Ideologie unmenschlich ist, weil sie die Freiheit und Würde des einzelnen Menschen nicht akzepektiert. Auschwitzleugner!, kräht's von hinten, respondiert von einem kernigen: Kommunistenschweine! Althaus ruckt an: Nie wieder soll Ideologie über Menschen herrschen! Und seien wir dankbar für die friedliche Revolution von 1989, in der die Saat des 17. Juni aufgegangen ist. – Da hätten wir schon die nächste Ideologie, denkt der Reporter frei, denn der 17. Juni 1953 war kein friedlicher Tag. Karl Heinz Johannsmeier in seinem Buch: „Die Mehrheit der ostdeutschen Bevölkerung“ hätte „die ganzen Kommunisten (…) liebend gern aufgehängt“. Der Ostthüringer Zeitung sagte er: „Es stört mich sehr, dass Deutschland als stärkster Verbündeter der USA so total kastriert ist und mit seiner Stärke keine Weltpolitik machen kann. Schröder hat die Deutschen zu Pazifisten gemacht.“

Draußen Abendsonne. Der Grundstein liegt, man palavert und trinkt Sekt. Die jungen Linken halten sich abseits und finden selbst, dass ihre Zwischenrufe nicht ganz erste Sahne waren. Aber wenn ein Opferdenkmal, dann in Kuba. Und die Aufständischen des 17. Juni seien auch gegen Wiederbewaffnung gewesen, doch der OB Röhlinger, dieser Militarist, hole öffentliche Gelöbnisse in die Stadt. – Röhlinger, so forsch wie jovial, ehrt Johannsmeiers Werk mit dem Satz: De gustibus non disputandum.

Herr Röhlinger, es scheint, den Jenensern ist der Entwurf ganz egal, sofern die Widmung stimmt.

Jena redet nicht, Jena macht!

Das ist 'ne grundliberale Position, die ich teile, erklärt Röhlinger. Bei ihm steht ein alter Herr, der Exhäftling Helmut Schoenvoigt, der sagt: Wenn der Karl Heinz Johannsmeier das Denkmal stiftet, hat er die freie Auswahl. Alles andere ist Behinderung. Wir Alten wollen's ja noch stehen sehen.

Ausschreibung – um Himmels willen!, sagt Röhlinger. Die Bürger wünschen kein Zerreden. Jena hat eine andere Philosophie: Jena macht.

Knigge kommt vorbei und sagt: So kann man Spaßbad und Achterbahn errichten.

Am nächsten Morgen sitzen wir bei Karl Heinz Johannsmeier. Das Frühstück bleibt stehen. Er erzählt. Und wie der Enthusiast sein fantastisch weites Leben breitet, spürt man sein Unverständnis für alle Denkmalsexperten, Kommissionen, Wettbewerbe, die 99 Prozent seines Geldes für altdeutschen Professorenzank verbraten würden, und am Ende stünde irgendein Kubikmeter Stein. Nein, sagt Johannsmeier, ich will nichts Düsteres, nicht Rache, nichts, was schmerzt. Wir hatten genug Schmerz. Ich bin ein gutmütiger Mensch. Auch die Täter sollen das Denkmal schön finden. Okay, sollen sie sagen, wir haben jetzt die Freiheit, dies ist wohl doch die bessere Zeit. Wissen sie, ich wohne auf einer Insel mit Strand und Blick auf San Francisco. Jeden Morgen sag ich: Woooww! Da kommen mir solche Ideen.

Jetzt sitzen wir zu dritt. Der alte Herr Schoenvoigt hat sich dazugesellt, der Häftling; mit dem will der Reporter nach Weimar fahren. Jedes Jahr besuchen Schoenvoigt und sein Leidensgenosse Walter Scheler den Ort, wo die Russen am 18. Juni 1953 ihren Kameraden Alfred Diener erschossen. Diener hatte sich als Rädelsführer bezichtigt, um die Mitgefangenen zu entlasten. Das erzählt Schoenvoigt – etwas scheu, denn der Kamerad Johannsmeier ist doch ein großer Mann. Willst du nicht, fragt ihn Schoenvoigt, in unserer Opferorganisation mitmachen? Nein, nein, sagt Johannsmeier, mir geht es um das Denkmal. Auf Wiedersehen, grüßen Sie Ihren toten Kameraden von mir.

(c) DIE ZEIT 26.06.2003 Nr.27